La danseuse

Niemand hätte geahnt, dass Loïe Fuller, die Tochter eines Rodeoreiters aus dem amerikanischen Westen, zum Star der Belle Époque in Europa werden würde. Unter Metern von Seide, die Arme verlängert durch Holzstäbe, erfindet sie ihren Körper auf der Bühne jeden Abend neu und verzaubert das Publikum mit ihrem revolutionären Tanzstil. Mit ihrem Schleiertanz erobert sie Paris im Sturm, wird zur Ikone und zum Symbol einer ganzen Generation. Bewunderer wie Toulouse-Lautrec, die Gebrüder Lumière, Auguste Rodin und der Dichter Stéphane Mallarmé liegen ihr zu Füssen. Die Verausgabung macht ihrem Rücken zu schaffen, das Rampenlicht brennt in ihren Augen, doch die Suche nach Perfektion will die Ausnahmekünstlerin nicht aufgeben. Dann trifft sie jedoch die ehrgeizige und talentierte junge Tänzerin Isadora Duncan – eine Begegnung, die den Untergang einer Legende des 20. Jahrhunderts einläuten wird. Stéphanie Di Giusto erzählt in ihrem Erstling das aussergewöhnliche Schicksal einer Avantgarde-Künstlerin, die ihrer Zeit weit voraus war und 1892 in Paris ihren künstlerischen Durchbruch hatte. Mit ihrem Serpentinentanz, von dem auch ein sehr frühes Filmdokument existiert, begeisterte sie das Publikum. Loïe Fuller arbeitete als erste Bühnenkünstlerin mit elektrischem Licht und farbigen Projektionen und liess sowohl ihr Kostüm als auch ihre Bühnenmaschinen, die für die Illuminationseffekte verantwortlich waren, patentieren. Das Kostüm wurde aus 350 Meter Stoff gefertigt, darauf applizierte phosphoreszierende Salze erhöhten die Wirkung des Lichts. Stéphanie Di Giusto konnte die französische Musikerin Soko als Loïe Fuller und Johnny Depps Tochter Lily-Rose als Isadora Duncan für ihr exquisit ausgestattetes Biopic gewinnen, das in Cannes seine Premiere feierte und eine längst fällige Hommage an eine der aussergewöhnlichsten Tänzerinnen der Geschichte ist.

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