Premierenfilm

Die Geträumten

AT 2016, 89 min, DCP, D
Regie: Ruth Beckermann
Darst.: Anja Plaschg, Laurence Rupp

Als sich Ingeborg Bachmann und Paul Celan im Mai 1948 in Wien kennenlernen, ist Bachmann 21 und Celan 27. Während die jüdischen Eltern Celans im KZ ermordet wurden, war Bachmanns Vater Soldat der Wehrmacht und überzeugter Nazi. Trotz solch scheinbar unüberwindbarer Differenzen verlieben sich der bereits als Dichter anerkannte Celan und die junge, noch unbekannte Bachmann ineinander. Doch die Liebe währt nur kurz, ist aber der Beginn eines sich über Jahrzehnte erstreckenden Briefwechsels zwischen zwei der Grössten der deutschsprachigen Literatur des 20. Jahrhunderts. Die Briefe reflektieren schmerzhaft genau eine komplexe Beziehung, sind Ausdruck eines um Liebe und Gemeinsamkeit ringenden, zurück in Einsamkeit führenden Hin und Her und Für und Wider. Die Österreicherin Ruth Beckermann, bisher bekannt für experimentelle und essayistische Dokumentarfilme, nennt «Die Geträumten» einen «Liebesfilm». Sie lässt in ihm die Musikerin Anja Plaschg und den Schauspieler Laurence Rupp die Verstrickung zwischen Bachmann und Celan nachvollziehen. Die beiden lesen in einem kostbar ausgestatteten Tonstudio aus dem Briefwechsel (1948–67), und in den Pausen reflektieren sie mal über das Gelesene, mal rauchen sie auch nur eine Zigarette miteinander – und in und mit ihnen sind die aneinander verlorenen Dichterseelen präsent. Zwei Paare, ein vergangenes und ein gegenwärtiges, treten so im gleichen Raum zueinander in Beziehung und lassen einen sichtbaren und einen unsichtbaren Film lebendig werden, bei dem die Träumenden die Geträumten wachrufen. «Distanz und Annäherung, Faszination und Abwehr werden hier bisweilen in einem einzigen, widersprüchlichen Gesichtsausdruck festgehalten. (…) Mit den hervorragenden Schauspielern und der konzentrierten Bildsprache gelingen Ruth Beckermann jedoch über weite Strecken paradoxerweise schöne Anklänge an ein altes Überwältigungskino. (…) Da mag sich der skeptische Zuschauer fragen: Genügt das fürs Kino? Allerdings – und wer davon nicht sofort in den Bann gezogen wird, ist im falschen Film.» Helmut Böttiger, Süddeutsche Zeitung

 

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