Premierenfilm

Nebel im August

DE 2016, 126 min, DCP, D
Regie: Kai Wessel
Darst.: Ivo Pietzcker, Sebastian Koch, Thomas Schubert, Fritzi Haberlandt, Henriette Confurius, Branko Samarovski, David Bennent u.a.

200’000 Kranke und Behinderte ermordeten die Nazis zwischen 1939 und 1944 im Rahmen ihres Euthanasie-Programms. Grundlage dieses Massenmordes, der vor dem Hintergrund des Holocaust im Bewusstsein der Öffentlichkeit bisweilen in Vergessenheit zu geraten droht, war das – bereits 1933 erlassene – «Gesetz über die Vermeidung erbkranken Nachwuchses». Mittels dieser perfid pervertierten Rechtsgrundlage wurden Ärzte, Betreuer und Pflegende in Kliniken, Spitälern und Heilanstalten nach und nach verpflichtet, «lebensunwertes Leben» systematisch, still und möglichst diskret zu beenden. Eines der Opfer dieses mörderischen Wahnsinns war der 14-jährige Ernst Lossa, Sohn eines Jenischen. Er wurde 1942 als «Asozialer» und «Unerziehbarer» in die Heil- und Pflegeanstalt Irsee bei Kaufbeuren (Bayern) eingewiesen und dort schliesslich 1944 mit einer Giftinjektion getötet. Basierend auf dem 2008 erschienenen gleichnamigen Tatsachenroman von Robert Dolmes, erzählt Regisseur Kai Wessel in «Nebel im August» von den letzten zwei Jahren im Leben Ernst Lossas. Der hochintelligente Junge hatte schon bald nach seiner Einweisung die Mechanismen des tödlichen Treibens in der gut getarnten Heil- und Pflegeanstalt durchschaut. Von da an versuchte er nach Kräften und unter Einsatz seines Lebens, Mitpatientinnen und ‑patienten vor dem sicheren Tod zu retten. Doch die Hand des diabolischen Anstaltsleiters Dr. Walter Veithausen (Sebastian Koch, «Das Leben der Anderen») und seiner Schergen erreicht schliesslich auch ihn. «Regisseur Kai Wessel hat sich der Biografie des Jungen angenommen und daraus einen Film gemacht, der sich zum einen auf die eindringliche Wirkung seiner bewusst unspektakulären Bilder und zum anderen auf die Selbstentlarvungskraft der komplett instrumentalisierten und umgedrehten Sprache verlassen kann. Das Drama braucht kein pädagogisches Pathos. Die Perversität des Systems Euthanasie erschliesst sich ohne Erklärung.» Christoph Schröder, Die Zeit

 

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