Ausnahmeschauspielerin Sandra Hüller

Madonnen

DE/CH/BE 2007, 35 mm, 125 min, O/d
Regie: Maria Speth
Darst.: Sandra Hüller, Olivier Gourmet, Susanne Lothar, Luisa Sappelt, Coleman Swinton, Oliver Brandl, Gerti Drassl, Charles François, Peter Moltzen u.a.

«Mami, hör bitte auf, weitere Kinder zu machen.» Ungeheuerlich und grotesk mutet diese Bitte aus dem Mund der zwölfjährigen Fanny an. Doch sie ist ernst gemeint. Denn Fannys Mutter Rita ist, salopp ausgedrückt, eine Rabenmutter. Sie hat fünf Kinder von fünf verschiedenen Männern und befindet sich zu Beginn des aufwühlenden Dramas auf der Flucht. In Deutschland wegen kleiner Delikte gesucht, findet sie Unterschlupf bei ihrem Vater in Belgien. Doch die belgische Polizei schiebt sie nach Deutschland ab, wo sie im Gefängnis landet. Nach ihrer Entlassung holt sie ihre Kinder zu sich. Mit Unterstützung eines in Deutschland stationierten US-Soldaten entwickelt sich fast so etwas wie ein normales Leben. Als Marc jedoch in die USA versetzt werden soll, geraten die Dinge aus dem Gleichgewicht. Maria Speths provozierender, unter die Haut gehender Film nimmt sich eines der letzten Tabus unserer Gesellschaft an: Darf man Mutter sein, wenn man das eigentlich gar nicht kann? Eine grossartige Sandra Hüller entfaltet das Porträt einer Frau, die sich der traditionellen Mutterrolle verweigert. «Sandra Hüller spielt Rita mit einer Mischung aus Aggressivität und Taubheit, Abweisung und uneingestandener Sehnsucht. In manchen Szenen ist kaum zu ertragen, wie sehr ihre Figur in sich gefangen ist. Dann wieder entdeckt man in ihrem Blick auf die in der Ferne entlanglaufenden Kinder einen Mutterinstinkt, der sie selbst am meisten zu erstaunen scheint. In ‹Madonnen› geht Muttersein weit hinaus über die Frage der Erfüllung oder Nichterfüllung einer Rolle. (…) Sandra Hüller gelingt es, ihre Figur an allen moralischen Kategorien vorbei zu spielen. Wahrscheinlich liegt hier die grösste Leistung dieses Films: zu zeigen, wie nahe man einem Menschen auf der Leinwand kommen kann, ohne ihn verstehen zu müssen. » Katja Nicodemus, zeit.de

 

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