Europe, She Loves

Veronika (29) und Harri (31) leben in Tallinn und haben zwei Kinder. Veronika arbeitet für den Lebensunterhalt als Go-Go-Tänzerin in einem Nachtclub der estnischen Hauptstadt. Die fast zehn Jahre jüngeren Caro und Juan aus Sevilla sind erst seit kurzem zusammen. Sie lieben sich heiss, doch ausser einem kurzen Gelegenheitsjob als Serviceaushilfe für Caro ist im krisengeschüttelten Südspanien für ein junges Paar keine Arbeit zu finden. Siobhan (28), die ein wenig Geld als Strassenmusikerin und Songwriterin verdient, und Terry (23) aus Dublin versuchen, sich aus ihrer Abhängigkeit von harten Drogen zu befreien. Penny (23) und Nicolas (33) aus Thessaloniki sind daran, sich zu trennen, weil Penny nach Italien auswandert und sich dort endlich einen Job erhofft. In vier Grossstädten an den Rändern Europas im Norden und Süden sowie im Westen und Osten hat Jan Gassmann seine Protagonisten gefunden und sie mehr als ein Jahr in ihrem (Beziehungs-)Alltag begleitet. Jan Gassmann (* 1983) gehört der gleichen Generation an wie seine Protagonisten. Zusammen mit Ramòn Giger («Karma Shadub»), seinem genialen Kameramann und Kompagnon, zeichnet er ein Bild junger Leute auf unserem Kontinent, die trotz Illusionslosigkeit bezüglich ihrer Zukunft bereit sind, für ihre Liebe und einen Platz im Leben zu kämpfen. Dabei gelingen Gassmann und Giger immer wieder Momente grosser Intimität; als Zuschauer vergisst man glatt, einem Dokumentarfilm beizuwohnen. Jan Gassmann war vor Jahresfrist der Mitinitiant des kollektiven Spielfilms «Heimatland», und so, wie dort bisweilen Dokumentarisches in die Fiktion einzudringen schien, so wirken nun in «Europe, She Loves» manche Szenen wie inszeniert. «Ich denke, dokumentarisches Filmemachen sollte die Darstellung der Liebe nicht dem Fiktionsfilm überlassen und sich hinter wissenschaftlichen Theorien verschanzen, und Politik sollte auch nicht ausschliesslich rational abgehandelt werden.» Jan Gassmann

Premiere in Anwesenheit des Regisseurs Jan Gassmann und des Kameramanns Ramòn Giger. Das Gespräch führt der Journalist Marcel Elsener.

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