Médecin de campagne
Regie: Thomas Lilti
Darst.: François Cluzet, Marianne Denicourt, Christophe Odent, Patrick Descamps, Guy Faucher, Margaux Fabre, Julien Lucas u.a.
Bislang konnten sich die Bewohner eines abgelegenen Dorfes in der französischen Provinz immer auf Dr. Jean-Pierre Werner verlassen, ihren Landarzt seit über dreissig Jahren. Er lebt für seine Arbeit, ist immer erreichbar und hat stets ein offenes Ohr für seine Patienten. Doch dann wird bei ihm ein Hirntumor diagnostiziert, und er ist gezwungen, sein Pensum zu reduzieren. Als ihm ein Kollege rät, sich nach einem Ersatz umzusehen, geht dieses Ansinnen Dr. Werner eindeutig zu weit, denn eigentlich hält er sich für unersetzlich. So zeigt er sich gegenüber der jungen Nathalie Delezia, die bisher nur im Spital gearbeitet hat und erst kürzlich ihr Examen absolvierte, äusserst reserviert. Tatsächlich hat es die selbstbewusste, aber unerfahrene Ärztin aus der Stadt schwer, sich zurechtzufinden. Sie bleibt mit dem Auto im Schlamm stecken, wird von Gänsen gejagt und anfangs nur schwer von den Patienten akzeptiert. Doch es gelingt ihr, Vertrauen zu den Kranken aufzubauen; auch Jean-Pierre kommt seiner Vertretung und möglichen Nachfolgerin näher. François Cluzet, als gelähmter Millionär in der Erfolgskomödie «Intouchables» weltberühmt geworden, spielt diesen einsamen und integren Dr. Jean-Pierre Werner mit so viel Empathie, dass man ihm ohne weiteres abnimmt, was er kürzlich in einem Interview äusserte, nämlich, dass er früher davon geträumt habe, Arzt zu werden. Regisseur und Drehbuchautor Thomas Lilti hat nicht davon geträumt, sondern kennt das Thema aus eigener Anschauung, war er doch früher selbst Arzt. Bereits in seinem vorherigen Spielfilm «Hippocrate» hatte er über seine frühere Berufstätigkeit aus dem Vollen schöpfen können – und bereits dort hatte Marianne Denicourt, durch Jacques Rivettes «La belle noiseuse» bekannt geworden, die Figur einer Ärztin so brillant verkörpert, dass Thomas Lilti ihr nun erneut diese Rolle auf den Leib schrieb. «Ein im besten Wortsinn ‹engagierter› Film. (…) Er erinnert uns daran, wo es wirkliche Orte des Lebens und der Abenteuer gibt – und wie sich Arbeitende im Gesundheitswesen, die ihren Beruf als soziale Verpflichtung verstehen, zu wahren ‹Local Heroes› wandeln können.» Mathieu Payan, abusducine.com