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Toni Erdmann

DE/AT 2016, 162 min, DCP, O/d
Regie: Maren Ade
Darst.: Peter Simonischek, Sandra Hüller, Michael Wittenborn, Thomas Loibl, Trystan Pütter, Hadewych Minis, Lucy Russell, Ingrid Bisu, Vlad Ivanov u.a.

Die Mitdreissigerin Ines arbeitet als Unternehmensberaterin in Bukarest; sie ist eine Frau, die ihre Rüstung aus weisser Bluse und Businesskostüm fast auch noch zum Schlafen trägt. Eines Tages kommt ihr Vater Winfried, ein gemütlicher, pensionierter Musiklehrer mit 68er-Touch, auf Überraschungsbesuch, und irgendwann stellt er ihr die naive Frage: «Bist du glücklich?» Ines, die ohnehin nicht besonders erbaut ist über den väterlichen Überfall, ist im Moment unfähig zu antworten, auf jeden Fall aber froh, als ihr Vater wieder abreist. Doch dann taucht der ältere Herr kurz darauf bei einem Business-Meeting von Ines wieder auf. Ausgestattet mit fürchterlicher Langhaarperücke und Fasnachtszähnen, stellt er sich als deutscher Coach «Toni Erdmann» vor – und lässt sich fortan nicht mehr abschütteln. Die Tochter muss das Spiel mitspielen. Beim Filmfestival in Cannes war dieser erst dritte Spielfilm der 1976 geborenen Maren Ade die Sensation. Er ging zwar bei den Preisen leer aus, doch bei Publikum und Kritik sorgte er für Begeisterungsstürme. Im Branchenblatt «Screen» erreichte er anlässlich einer Kritikerumfrage die höchste Punktzahl, die ein Film jemals bekommen hat, und kürzlich erhielt er den Internationalen Filmkritikerpreis, ein Preis der in früheren Jahren etwa an Michael Haneke, Jean-Luc Godard oder Richard Linklater ging. «Cannes hat diesen Film gesehen und verrückt gespielt. Erst die Kritiker, dann das Publikum, dann die gesamte Branche. Es ist schwer, in Worte zu fassen, was das bedeutet, nachdem acht Jahre lang kein deutscher Film im Wettbewerb vertreten war. Will man im Beckenbauer-Bild bleiben, ist da ein Land über Jahre nicht einmal in die Nähe des Tors gekommen, und jetzt hat ein einziger fulminanter Schuss aus der Tiefe des Raumes den Kasten praktisch zerlegt. (…) Das ist ein Film, der immer auf der Kippe ist, aber dann doch funktioniert. Und jedes Mal ist man auf einer neuen Stufe des Lachens, des Wahnsinns und der Erkenntnis angekommen. Irgendwann hat man das Gefühl, ins Unbekannte vorzustossen, auf ein Terrain, wo es gar keine Referenzpunkte mehr gibt – und zugleich diesen Menschen so nah zu sein, wie überhaupt nur möglich.» Tobias Kniebe, Süddeutsche Zeitung

 

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