Premierenfilm

Das Leben drehen – Wie mein Vater versuchte, das Glück festzuhalten

CH 2015, 78 min, DCP, Dialekt/D
Regie: Eva Vitija
Mitw.: Joseph (Joschy) Scheidegger, Eva Vitija, Claudia Freund, Kaspar Scheidegger, Dominique Scheidegger, Cornelia Bernoulli, Antoinette Poli u.a.

1991, zu ihrem 18. Geburtstag, erhielt Eva Vitija von ihrem Vater einen Film, auf dem wichtige Momente ihres bisherigen Lebens festgehalten waren. Die heute 42-jährige Regisseurin, Absolventin der Zürcher Hochschule der Künste, war damals alles andere als begeistert über das väterliche Geschenk; wütend warf sie es in eine Ecke und sprach fortan während langer Zeit nicht mehr mit ihrem Vater. Dieser, der bekannte Schauspieler, Drehbuchautor, Regisseur und Hörspielpionier Joseph (Joschy) Scheidegger (1929–2012), hatte es aber nur gut gemeint, als er seine Tochter Eva und seinen Sohn Kaspar während ihrer ganzen Kindheit und Jugend obsessiv filmte – und dabei nicht merkte, wie sehr seine Filmerei nicht nur den Kindern, sondern auch seiner Frau Claudia zuwider war. Als Joschy Scheidegger 2012 starb, bekam Tochter Eva ein anderes Bild von ihrem Vater. Die Unmengen an Filmmaterial, die er hinterlassen hatte, begannen sie zu interessieren, und sie machte sich auf eine spannende Spurensuche. «Wie mein Vater versuchte, das Glück festzuhalten» nennt sie im Untertitel die Bewältigung dieses Erinnerungsbergs aus archiviertem Bild- und Tonmaterial und ihren Versuch, an eine Vergangenheit heranzukommen, von der sie selbst ein Teil ist. Bei seiner Weltpremiere im vergangenen Januar an den Solothurner Filmtagen gewann Eva Vitijas Bravourstück den Hauptpreis der Filmtage, den Prix de Soleure. «Der Mann filmte einfach alles, und es scheint, als habe er nur gelebt als eine Art Kontrolleur des Lebens und Inszenator eines harmonisch geschnittenen Glücks. Er vererbte seiner Familie quasi lückenlos beobachtete Jahre: Kurioses, Normales, Banales. Aber im Umgang mit dem Material entdeckte die Autorin, dass in diesem Fall von Obsession das Filmen auch Verschweigen bedeutete. Dass die Bildermassen des Vaters nämlich Tragödien verbargen und Lebenslügen verdrängten. Und nun steckt viel Schmerz des Entdeckens in ‹Das Leben drehen›, diesem liebevollen Film mit dem zweideutigen Titel.» Pascal Blum, Tages-Anzeiger

 

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