Premierenfilm

Tinou

CH 2016, 93 min, DCP, O/d-f
Regie: Res Balzli
Darst.: Roger Jendly, Gilles Tschudi, Amélie Chérubin-Soulières, Julien Schmutz, Sabine Timoteo, Kay Kysela, Max Rüdlinger, Endo Anaconda u.a.

Der alte Berner Alkoholiker Tinou hat die beste Zeit seines Lebens längst hinter sich, nur noch eine Lebertransplantation kann ihn retten. Während er auf seine neue Leber wartet, erfährt Aschi, Tinous bester Saufkumpan aus Berns Altstadtbeizen, dass er einen Sohn in Südafrika hat. Der Rotwein und Erinnerungen an längst vergangene Lieben halten Aschi in seinem grauen Dasein am Leben; er verrennt sich in die fixe Idee einer Reise nach Südafrika – zusammen mit Tinou. So weit kommt es allerdings nicht beziehungsweise nur in Tinous Traum. Denn etwa in der Hälfte des Films knipst Res Balzli die Farben an, Tinou halluziniert sich ein kunterbuntes Afrika herbei, sinnlich lüstern und leuchtend. Res Balzli, Jahrgang 1952, hat, nachdem er viele Jahre lang als Gastwirt, aber auch als erfolgreicher Filmproduzent arbeitete, 2010 mit «Bouton» seinen ersten Kinodokumentarfilm realisiert und legt nun, im zarten Alter von 63, mit «Tinou» seinen Spielfilmerstling vor. Das Drehbuch basiert lose auf der Biografie seines Freundes, des Autors und Filmemachers Johannes Flütsch. Balzli wollte den Film gemeinsam mit ihm realisieren, doch Flütsch starb 2014. So wurde «Tinou» zur Hommage. Neben Johannes Flütsch ist der Film noch zwei anderen Grossen des Schweizer Kinos gewidmet: Carlo Varini und Peter Liechti. Alle drei starben kurz hintereinander im Frühling 2014; mit Carlo Varini, dem grossen Tessiner Kameramann, der u.a. mit Luc Besson gearbeitet hatte, wollte Res Balzli «Tinou» drehen, doch kurz vor Drehbeginn, am 12. Mai, verunglückte Varini tödlich. Und mit Peter Liechti, am 4. April verstorben, verband Res Balzli eine jahrzehntelange Freundschaft. Er produzierte zwei seiner Filme, «Grimsel» und «Marthas Garten». «Wer die erotischen Sehnsüchte des sterbenden Tinou nicht teilt, wird vielleicht etwas überfordert sein von diesem ausführlichen letzten Wunschtraum, der so beschwipst scheint wie der Rest des Films. Roger Jendly – bekannt aus zahlreichen Filmen Alain Tanners – allerdings ist schlicht grossartig, wie er seinen Tinou spielt, ein schütteres Wesen mit glasigen Augen und einem kleinen Zittern in der Stimme: ein Monument der Fragilität.» Regula Fuchs, Der Bund

 

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