Philosophie im Kino

Melancholia

DK/SE/FR/DE 2011, 135 min, DCP, E/d, ab 14 Jahren
Regie: Lars von Trier
Darst.: Kirsten Dunst, Charlotte Gainsbourg, Kiefer Sutherland, Alexander Skarsgård, Brady Corbet, Charlotte Rampling, Jesper Christensen, John Hurt, Stellan Skarsgård u.a.

Die Hochzeit von Justine mit Michael, dem Sohn ihres Chefs, steht buchstäblich unter keinem guten Stern. Bereits der Weg zur Feier erweist sich als Alptraum, denn die Stretchlimousine schafft den kurvigen Weg zum riesigen Anwesen von Justines älterer Schwester Claire und deren Mann John nur im Schritttempo. So trifft das Brautpaar auf der eigenen Hochzeitsfeier mit mehrstündiger Verspätung ein. Dort tragen ein gereizter Hochzeitsplaner und die zerstrittenen Eltern von Justine und Claire zusätzlich zur Anspannung bei, die dadurch weiter verstärkt wird, dass Justine offensichtlich unter Depressionen leidet. Einige Zeit später wohnt Justine bei Claire und lässt sich von ihr aufpäppeln. Doch auch der grossen Schwester fällt es zunehmend schwer, sich der gedrückten Stimmung zu entziehen. Berichte über den Planeten «Melancholia», der der Erdumlaufbahn gefährlich nahekommen soll, scheinen Claire mehr zu beunruhigen als Justine, die der drohenden Gefahr mit Gleichgültigkeit begegnet. John dagegen verfällt in blinden Aktionismus, und dem kleinen Sohn des Paares scheint die Unterscheidung zwischen Spiel und Ernst nicht immer klar. Aber der Weltuntergang, das gibt «Melancholia» bereits in den ersten Filmminuten in stilisierten Endzeitvisionen preis, ist unausweichlich. Im Aufbau entspricht «Melancholia» einer Oper. Die achtminütige Ouvertüre besteht aus verschiedenen Standbildern ohne Ton und Handlung; sie ist eine Weiterentwicklung der Kapitelbilder aus «Breaking the Waves», während die Filmmusik aus Richard Wagners «Tristan und Isolde» stammt. «Melancholia» ist ein bis zum Stillstand entschleunigter Katastrophenfilm, er ist der zweite Teil der «Depressionstrilogie» von Lars von Trier, die mit «Antichrist» beginnt und ihren Abschluss mit «Nymphomaniac» findet. Im Gegensatz zum ersten und dritten Film der Trilogie spielt Charlotte Gainsbourg hier nicht die Hauptfigur, diese wird von der elf Jahre jüngeren Kirsten Dunst verkörpert. Doch in der Art und Weise wie Gainsbourg als Claire unfreiwillig unter den Depressionen ihrer jüngeren Schwester mitleidet und diesen schliesslich verfällt, verrät einmal mehr den Genius einer Ausnahmeschauspielerin.

 

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