Die Filme von Bernardo Bertolucci

Ultimo tango a Parigi

FR/IT 1972, 129 min, Digital HD, O/d
Regie: Bernardo Bertolucci
Darst.: Marlon Brando, Maria Schneider, Maria Michi, Giovanna Galletti, Gitt Magrini, Catherine Allégret, Catherine Breillat, Jean-Pierre Léaud, Massimo Girotti u.a.

Ein Mann und eine Frau begegnen sich in einer leeren, einst grossbürgerlichen Pariser Wohnung, wechseln ein paar belanglose Worte und haben dann kurz und heftig Sex miteinander. Während er, ein amerikanischer Geschäftsmann, soeben seine Ehefrau durch Selbstmord verloren und sich offenbar in die Wohnung verirrt hat, ist sie eine junge Französin auf Wohnungssuche. Die beiden trennen sich nach dem Geschlechtsakt wortlos, gehen ihrer Wege. Während er sich mit der Hinterlassenschaft seiner Frau herumschlagen muss, wird sie von ihrem Verlobten genervt, einem Möchtegernregisseur, der sich in den Kopf gesetzt hat, als Wäregern-Godard mit ihr den ultimativen intellektuellen Liebesfilm zu realisieren. Am nächsten Tag treffen sich der Mann und die Frau erneut in der Wohnung, haben wieder Sex. Von nun an ist es für beide Erholung und Zwang gleichermassen, die Treffen in der Wohnung sind für Sex und für sonst nichts, und als Regel vereinbaren sie: Keiner darf etwas vom anderen wissen, nicht einmal den Namen. Der damals 47-jährige Superstar Marlon Brando und die 19-jährige Newcomerin Maria Schneider – verstärkt noch durch Truffauts Alter Ego Jean-Pierre Léaud – verstörten 1972 das Arthouse-Publikum mit ihrem brennend intensiven Spiel in einem vom Boulevard als «Sex-Schocker» genüsslich in den Dreck gezogenen, enigmatischen Werk des grossen Italieners. Dabei ist der sechste Spielfilm des erklärten Kommunisten und Revolutionärs Bertolucci so wenig ein auf Oberflächenreiz zielendes Erotikfilmchen wie wenig später Nagisa Ōshimas «Im Reich der Sinne», sondern vielmehr einer der Filme der Kinogeschichte, der wie kaum ein anderer das Spiel der körperlichen Liebe bis zur letzten Konsequenz spielt und für diese schonungslose Offenheit bei seinem Erscheinen an vielen Orten der Welt mit Verboten und Zensur zu kämpfen hatte. «Eine der grossen emotionalen Erfahrungen unserer Zeit. (…) Wovon handelt dieser Film, was will er sagen? Er handelt von genau den gleichen Dingen, von denen auch Ingmar Bergman in ‹Schreie und Geflüster› erzählt, davon, dass hier keine noch so kluge Analyse in eine rationale Botschaft münden kann. Die Kernaussage beider Filme besteht darin, dass es im Land der menschlichen Seele etwas gibt, das jenseits der Vernunft liegt, jenseits des mit Worten Beschreibbaren auch.» Roger Ebert, Chicago Sun-Times

 

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