Premierenfilm

The Distinguished Citizen

AR/ES 2016, 118 min, DCP, Sp/d-f
Regie: Gastón Duprat, Mariano Cohn
Darst.: Oscar Martínez, Dady Brieva, Andrea Frigerio, Nora Navas, Manuel Vicente, Marcelo D’Andrea, Belén Chavanne, Gustavo Garzón, Emma Rivera u.a.

Spätestens seit der Bekanntgabe des Literaturnobelpreises an Bob Dylan weiss man, wie schwierig ein solchermassen Geehrter sein kann. Ein Exemplar dieser Gattung ist auch der argentinische Schriftsteller Daniel Mantovani. Seit Jahrzehnten fern der Heimat, in Barcelona residierend, reist er zwar zur Preisverleihung nach Stockholm, schockiert aber mit seiner Dankesrede und rügt das Preiskomitee dafür, dass bis anhin noch nie ein Argentinier in den Genuss der höchsten Auszeichnung der Literaturwelt kam. Nach diesem Prolog mit realem Hintergrund – Lateinamerikas südlichstes Land ist beim Literaturnobelpreis bis heute stets leer ausgegangen – macht die satirische Komödie der Argentinier Gastón Duprat und Mariano Cohn einen Zeitsprung von fünf Jahren. Der Geehrte leidet an einer Schaffenskrise; er schlägt alle Einladungen aus – bis ihn ein Anruf aus der Lethargie reisst. Seine Geburtsstadt Salas, ein tristes Kaff in der Pampa, das er seit seinem Weggang nie mehr betreten hat, will ihn zum Ehrenbürger (ciudadano ilustre) machen. Zum Erstaunen seiner Sekretärin nimmt Mantovani die Einladung an und entschliesst sich, auf unbestimmte Zeit in Salas zu bleiben – mit unabsehbaren Folgen. Gastón Duprat (*1969) und Mariano Cohn (*1975) sind seit zartem Jugendalter ein verschworenes Regieduo, bei uns sind sie noch unbekannt. Das wird sich nach diesem, beim letztjährigen Festival von Venedig umjubelten Film ändern. Mit typisch argentinischem Humor – mal brachial, mal bis aufs Äusserste verfeinert – seziert «The Distinguished Citizen» das Verhältnis zwischen realem Leben und literarischer Kreation messerscharf und verspottet darüber hinaus sowohl provinzielle Engstirnigkeit als auch elitäre Arroganz in einer Weise, dass es eine wahre Freude ist. Der in seiner Heimat hochverehrte, bei uns bisher nur durch seine Hauptrollen in Daniel Burmans «El nido vacío» und Damián Szifrons «Relatos salvajes» bekannte Oscar Martínez spielt diesen so exzentrischen wie durchtriebenen Grossliteraten Daniel Mantovani mit sichtlichem Vergnügen und läuft zu Hochform auf. «Ein kluges Schelmenstück über die Fiktionalisierung der Wirklichkeit.» Susanne Ostwald, NZZ

 

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