European Art Cinema Day

La fille inconnue

FR/BE 2016, 113 min, DCP, F/d
Regie: Jean-Pierre Dardenne, Luc Dardenne
Darst.: Adèle Haenel, Olivier Bonnaud, Jérémie Renier, Louka Minnelli, Christelle Cornil, Nadège Ouedraogo, Olivier Gourmet, Pierre Sumkay u.a.

Die engagierte, junge Ärztin Jenny Davin arbeitet als Vertretung in einer kleinen Praxis für prekär Versicherte in einer der ärmeren Gegenden von Liège. Bald soll sie in einer renommierten Klinik anfangen und Karriere machen. Feierabend und Privatleben kennt Jenny nicht: Sie macht Hausbesuche, ist ständig erreichbar und hilft auch, wenn keine Sprechstunde ist. Nur eines späten Abends öffnet sie die Praxistür nicht mehr. Das junge Mädchen, das, wie die Aufzeichnung der Sicherheitskamera zeigt, offenbar Hilfe suchend geklingelt hatte, wird am nächsten Tag tot aufgefunden. Der Vorfall wirft Jenny aus der Bahn. Getrieben von unerträglichen Schuldgefühlen beginnt sie, dem Schicksal und der Identität der Unbekannten nachzuforschen. Sie verdächtigt ihre eigenen Patienten – und bringt sich schliesslich selbst in Gefahr … Die Helden der Dardenne-Brüder sind Kinder, Migrantinnen, Kleinkriminelle, junge Familien, Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen. Und immer wieder setzen sie auf weibliche Hauptfiguren wie beispielsweise Arta Dobroshi in «Le silence de Lorna», Marion Cotillard in «Deux jours, une nuit» oder Cécile De France in «Le gamin au vélo». Und so ist auch Adèle Haenel eine dieser typischen Dardennschen Engelsfiguren, die das soziale Ungleichgewicht der westlichen Welt auf ihren Schultern tragen. Haenel, deren energiegeladenes Spiel in «Les combattants» immer noch in bester Erinnerung ist, spielt die junge Ärztin mit einer nervösen Intensität, sie hat etwas Kindliches als auch Kämpferisches. In ihrer obsessiven Beharrlichkeit erinnert sie an ihre Vorgängerinnen Rosetta und Lorna und an die Dardenne-Brüder selbst, die mit derselben Hartnäckigkeit «moralische Fabeln aus der Unterschicht», wie sie es nennen, erzählen und uns mit ihren Filmen darin bestärken, dass eine andere Welt möglich ist.

 

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