Wiener Dog

US 2016, 88 min, DCP, E/d
Regie: Todd Solondz
Darst.: Julie Delpy, Keaton Nigel Cooke, Tracy Letts, Greta Gerwig, Kieran Culkin, Danny DeVito, Charlie Tahan, Clara Mamet, Ellen Burstyn u.a.

US-Independent-Regisseur Todd Solondz, detailversessener Spezialist für schonungslose Gesellschaftsanalysen mit viel schwarzem Humor, erzählt in seinem neuesten Streich das unglaubliche Schicksal des titelgebenden Dackels Wiener Dog, der mehrmals den Besitzer wechselt und dabei immer tiefer in die Abgründe der menschlichen Existenz gezogen wird. Er begleitet einen kranken Jungen und seine Mittelstandseltern im hypersterilen Einfamilienhaus in der ebensolchen Vorstadt und wird von einer unscheinbaren Tierarztgehilfin gerettet, die sich auf einen Roadtrip mit einem Bad Boy einlässt. In der nächsten Episode ist Wiener Dogs Herrchen ein gescheiterter Drehbuchautor, der sich an der Welt rächt, und am Ende landet die duldsame Dackeldame bei einer einsamen alten Frau. Zwischen die Episoden schaltet der Regisseur einen schrägen Werbefilm mit Wiener Dog als «Lonesome Cowboy» in einem Wildwestszenario mit entsprechendem Soundtrack. Für seine von ihm selbst als «Komödie der Verzweiflung» bezeichnete Gesellschaftssatire steht Todd Solondz ein grossartiges Schauspielensemble zur Seite: Julie Delpy, Greta Gerwig, Kieran Culkin, Ellen Burstyn, Zosia Mamet und Danny DeVito. «Unweigerlich erinnert ‹Wiener Dog› an einen der grossen Klassiker des europäischen Kinos, Robert Bressons ‹Au hasard Balthazar›, in dem ein Esel immer wieder den Besitzer wechselt und durch seine stoische Würde die Grausamkeit und Hinterhältigkeit der Menschen umso niederträchtiger erscheinen lässt. In mancherlei Hinsicht hat sich Todd Solondz im Laufe seiner Karriere als amerikanisches Gegenstück zu Bresson erwiesen, der auf ähnlich unerbittliche Weise die Abgründe der Menschen aufzeigt. Im Gegensatz zu Bresson sind Solondz’ Filme jedoch von einem Humor durchzogen, der mal boshaft zynisch ist, dann aber von einer geradezu warmherzigen Menschlichkeit, die all die Abgründe erst erträglich macht.» Michael Meyns, programmkino.de