Looking Like My Mother

CH 2016, 78 min, DCP, O/d-f
Regie: Dominique Margot
Mitw.: Heidi Diggelmann, Ilaria Flego, Miro Svercel, Yvonne Vonlanthen, Isabelle Menke, Joke Roeterdink, Edwin Joe, Lili Maurer, Ruth Leuenberger u.a.

Die Mutter der Zürcher Dokumentarfilmerin Dominique Margot war manisch-depressiv und starb 2008. Dominique Margot, Jahrgang 1961, war zwölf, als bei ihrer Mutter die Krankheit erstmals ausbrach. 1980 war Dominique in der Zürcher Jugendbewegung aktiv; danach emigrierte sie nach Frankreich und lebte jahrelang bei einem anarchistischen Wanderzirkus. Als ihr Vater 1992 starb, kehrte sie – inzwischen alleinerziehende Mutter einer Tochter – zurück, um sich um die kranke Mutter zu kümmern. Alle diese Erfahrungen verwebt Dominique Margot zu einem dichten essayistischen Filmgespinst, in dem auch immer wieder die Angst aufblitzt, dereinst vielleicht selbst krank zu werden wie die Mutter. Gestützt auf Familienfilme, Gespräche mit Menschen, die der Mutter nahestanden, und szenischen Rekonstruktionen entwirft Dominique Margot ein hochkomplexes Bild ihrer Mutter, scheut sich dabei aber auch nicht, visuelle Spielereien, Fantasy-Elemente und Animationen in ein Geschehen einzubauen, das mit grimmigem Humor nicht nur tragische Familiengeschichte, sondern auch Sittenbild einer Schweiz der 1960er- und 1970er-Jahre ist. Bei der Weltpremiere am Filmfestival Visions du Réel im vergangenen April in Nyon war «Looking Like My Mother» einer der grössten Publikumserfolge. «Es wogt in diesem ‹tableau très vivant› – nicht nur seherfinderisch in der Inszenierung schmerzhafter Erinnerung an das Leben mit der kranken Mutter, sondern überhaupt in einem fein durchgestalteten Eigensinn. Bisweilen hat es gar die punkige Kraft eines Peter Liechti. Nicht zuletzt als Mentalitätsbild einer Biederschweiz, in der man schon lange eine kollektive Veranlagung für Depressionen vermutete. Margrit, die Berner Oberländerin, stamme von einer Linie von Schwermütigen ab, hört man und denkt gleich an die Jähzornigen aus Fredi Murers ‹Höhenfeuer›. Und kann damit die seelischen Schattenzonen einer Familie von denen eines Landes gar nicht mehr richtig trennen. So können die Grenzen auch verschwimmen, und ‹Looking Like My Mother› erzählt leicht davon trotz schwerem Stoff.» Pascal Blum, Tages-Anzeiger

 

Premiere in Anwesenheit der Regisseurin Dominique Margot.