Acorda Brasil – The Violin Teacher

BR 2015, 103 min, DCP, O/d-f
Regie: Sérgio Machado
Darst.: Lázaro Ramos, Kaique Jesus, Elzio Vierira, Sandra Corveloni, Fernanda de Freitas, Criolo, Rappin’ HOOD, Marin Alsop, Sinfonieorchester São Paolo u.a.

Der klassisch geschulte Violinist Laerte versucht in São Paulo die Aufnahmeprüfung ins nationale Symphonieorchester Brasiliens und fällt durch. So entschliesst er sich, in seinen alten Job als Musiklehrer zurückzukehren. Er geht nach Heliopolis, der grössten Favela in der Zwölfmillionenstadt São Paulo. Die Zustände, die er hier an der öffentlichen Schule antrifft, sind allerdings alles andere als einladend. Die Kinder müssen aus Platzmangel oft im Freien üben, manche Schüler wissen nicht einmal, wie man die von der Schule zur Verfügung gestellten Streichinstrumente richtig hält, von sicherer Intonation ist das kleine Schülerorchester Lichtjahre entfernt und auch von Notenlesen haben Laertes Schützlinge keine Ahnung. Doch der «Violin Teacher» hat pädagogisches Geschick und unendliche Geduld; er schafft es, seinen Schülern eine fremde Musik, die europäische Klassik, näherzubringen und lehrt sie auch so einfache Dinge wie Mitgefühl und Respekt. Doch immer wieder schlägt die brutale Realität von Heliopolis durch, die sich nur wenig von dem unterscheidet, was man etwa aus Filmen wie Fernando Meirelles Sozialdrama «Cidade de Deus» kennt: Kinder, die ganz selbstverständlich mit automatischen Waffen aufwachsen, Drogenbarone, die die Favela als ihren Privatbesitz kontrollieren, und ein Staat, der kaum präsent ist. Brasiliens Superstar Lázaro Ramos – bekannt aus Filmen wie «Madame Satã» von Karim Aïnouz oder «The Man Who Copied» von Jorge Furtado – verkörpert im zweiten Spielfilm von Regisseur und Drehbuchautor Sérgio Machado den charismatischen Laerte mit viel Schwung und Einfühlungsvermögen und macht aus dem an Originalschauplätzen gedrehten Film ein visuelles und akustisches Feuerwerk. Unter seinem ursprünglichen Titel «Heliopolis» erlebte er im August letzten Jahres auf Locarnos Piazza Grande seine Weltpremiere. Mit seinem mitreissenden musikalischen Mix aus Ghetto-Sounds von Rap, Baile Funk und Samba einerseits und Bach, Vivaldi und Johann Strauss andererseits war er der umjubelte Abschlussfilm des Festivals.