Heimatland

CH/D 2015, 99 min, DCP, Dialekt/D/d-f
Regie: Lisa Blatter, Gregor Frei, Benny Jaberg, Carmen Jaquier, Jonas Meier, Tobias Nölle, Lionel Rupp, Mike Scheiwiller, Jan Gassmann, Michael Krummenacher
Darst.: Luna Arzoni, Nicolas Bachmann, Egon Betschart, Soumeya Ferro Luzzi, Morgane Ferru, Roberto Garieri, Julia Glaus, Liana Hangartner u.a.

Eine grosse, dunkle Wolke legt sich über die herbstliche Schweiz. Sie wächst immer weiter; sämtliche Experten sind ratlos über die Ursache des erschreckenden Phänomens. Einig sind sie sich nur darüber, dass die Wolke sich bald entladen wird und die Folgen unabsehbar, auf jeden Fall aber katastrophal sein werden. Die Bevölkerung reagiert unterschiedlich auf die existenzielle Bedrohung: Während die einen grosse Reden schwingen, sich in die Keller flüchten und zuvor noch schnell Läden plündern, ignorieren andere einfach alles oder feiern ausgelassene Parties zum bevorstehenden Weltuntergang. Zehn junge Schweizer RegisseurInnen (zwei Frauen und acht Männer) haben sich zusammengeschlossen, um in zehn ineinander verflochtenen Geschichten, inspiriert vom Genre des Katastrophenfilms, ihr Unbehagen auszudrücken über eine Schweiz, die sich abschottet. Am diesjährigen Filmfestival von Locarno, wo «Heimatland» seine Premiere feierte, gehörte der Film zu den meist diskutierten Beiträgen überhaupt. «Dieses ‹Heimatland› fügt sich zu einer Vision der Schweiz, wie es das so noch nie im Kino gegeben hat: so ambitioniert, so disparat, so tollkühn in seiner gemeinschaftlichen Anlage. Hier meldet sich eine junge Generation des Schweizer Kinos, die den rechtsnationalen Herrschaftsdiskurs der Angst kontert, (…) eine Generation, die in der Gated Community der Eidgenossenschaft aufgewachsen ist und die sich gerade nicht davor fürchtet, dass die Zäune am Eingang wegbrechen könnten, sondern im Gegenteil: dass diese Insel des Wohlstands gerade mal wieder dabei ist, sich geistig einzubunkern. Das ist dann, als politische Parabel, nicht weniger plakativ als die Propaganda der nationalistischen Rechten. Aber hey, es sieht viel besser aus. Und mit dem Schlussbild von ‹Heimatland› sind wir zurück in den Bergen, am Fuss einer Staumauer, die scheinbar ohne Ende in den Himmel ragt. Es fühlt sich an wie lebendig begraben. Willkommen im Réduit. Willkommen daheim.» Florian Keller, WOZ

 

Premiere in Anwesenheit der Regisseure Lisa Blatter, Jan Gassmann und Michael Krummenacher. Moderation: Fabian C. Meier, Cutter.