Der Staat gegen Fritz Bauer

D 2015, 105 min, DCP, D
Regie: Lars Kraume
Darst.: Burghart Klaussner, Ronald Zehrfeld, Robert Atzorn, Sebastian Blomberg, Stefan Gebelhoff, Cornelia Gröschel, Rüdiger Klink, Dani Levy u.a.

Fritz Bauer (1903–1968) war Deutscher, Jude, Sozialdemokrat, Homosexueller – und als Staatsanwalt der jungen BRD kämpfte er dafür, dass Nazi-Verbrecher mit den Mitteln des Rechtsstaates ihrer Strafe zugeführt wurden. Doch da der Staat in weiten Teilen von Männern durchsetzt war, die schon im Dritten Reich ihren Dienst versahen, schien dies fast aussichtslos. «Wenn ich mein Büro verlasse, betrete ich Feindesland.» Der Satz des realen Fritz Bauer illustriert, in welcher Welt sich der Mann bewegte, der einst der Nazi-Mordmaschinerie entkommen war und nach dem Krieg dennoch nach Deutschland zurückkehrte, um beim Aufbau rechtsstaatlicher Strukturen mitzuhelfen. Am Anfang von «Der Staat gegen Fritz Bauer» steht ein Original-TV-Dokument von 1961. Es geht darin um den Prozess gegen Adolf Eichmann, den «Buchhalter der Endlösung», der damals gerade in Jerusalem vor Gericht stand. Niemand wusste zu der Zeit, dass es Bauer gewesen war, der dem israelischen Geheimdienst Mossad den entscheidenden Hinweis auf Eichmanns Aufenthalt in Argentinien gegeben hatte. Bauer nahm dieses Geheimnis mit ins Grab. Erst Jahre nach seinem Tod wurde diese Tatsache bekannt, die Regisseur Lars Kraume nun ins Zentrum seines Filmes stellt. «Dem couragierten Pionier der Aufarbeitung von NS-Verbrechen (…) ein filmisches Denkmal zu setzen, war längst überfällig. Lars Kraume hält sich in (…) seinem Psychogramm eines Aufrechten nicht immer nur an die nüchternen Fakten. So ist sein junger, verkappt homosexueller Staatsanwalt Karl Angermann (hervorragend: Ronald Zehrfeld) ein fiktiver Charakter. Der dramaturgische Schachzug ermöglicht künstlerische Freiheit, die das kraftvolle Biopic um einiges spektakulärer gestaltet. (…) Und mit Hauptdarsteller Burghart Klaussner gelang ein Glücksgriff, (…) er verkörpert den Ausnahmejuristen und Kettenraucher bis in kleinste Nuancen überzeugend. Prägnant, sensibel und präzise spielt er, spricht nicht viel, aber er wirkt. Das ist seine Stärke.» Luitgard Koch, programmkino.de