Ich seh, ich seh

A 2014, 99 min, DCP, D
Regie: Severin Fiala und Veronika Franz
Darst.: Susanne Wuest, Elias Schwarz, Lukas Schwarz, Hans Escher, Elfriede Schatz, Karl Pucker, Georg Deliovsky, Christian Steindl u.a.

Zehnjährige Zwillingsbrüder warten in der Hochsommerhitze in einem Haus am See auf ihre Mutter. Als sie schliesslich kommt, hat sie wegen einer Schönheitsoperation ihr Gesicht einbandagiert, und die Buben hegen Zweifel, ob diese Gestalt tatsächlich ihre Mutter ist. Eine vertrackte Jagd nach der Wahrheit beginnt. Die 1965 geborene Veronika Franz und ihr zwanzig Jahre jüngerer Co-Regisseur Severin Fiala veranstalten in ihrem ersten Langspielfilm – nachdem sie ihr Flair für Abseitiges 2012 bereits in ihrem Dokumentarfilm «Kern» über den heute 150 Kilo schweren ehemaligen Fassbinder-Darsteller Peter Kern bewiesen hatten – eine diabolisch-wahnwitzige Reise in die Abgründe von Grausamkeit und Absurdität. Der im vergangenen Januar in der Schweiz erstmals an den Solothurner Filmtagen im Rahmen einer Nocturne-Reihe gezeigte und von Veronika Franz’ Lebensparter Ulrich Seidl produzierte Film ist ein perfekter Mix aus Trash und psychoanalytisch ausdeutbarem Albtraum. «Als Horrorfilm lässt sich das Ganze als spielerische Auseinandersetzung mit dessen Konventionen und Subgenres lesen. Es beginnt als Psychothriller und Mindgame-Movie mit einem modernen, allein an einem See liegenden Einfamilienhaus als Schauplatz. (…) Die Örtlichkeit macht sich der Film in bester Haunted-House-Tradition gewitzt zunutze: Das transparente Gebäude kann sich als Gefängnis entpuppen, Dinge verschwinden darin ebenso wie Menschen im nächtlichen Dunkel. Es wird zur Bühne für Standard-Suspense-Situationen, (…) und die beiden zarten, blonden Knaben mutieren zur Höllenbrut, deren Kreativität keine Grenzen kennt. Der Film macht daraus eine Spielart von zeitgenössischem Folterhorror, (…) bleibt dabei aber konsequent kühl temperiert. (…) Horror kann man sich so leichter vom Leib halten, dafür bleibt die Wahrnehmung bis zum Schluss gefordert. Wie hier in Bild und Montage mit Täuschungen (vermeintlichen und echten) gearbeitet wird, das macht Spass.» Isabella Reicher, Der Standard