Taxi Teheran

IRN 2015, 82 min, DCP, O/d-f
Regie: Jafar Panahi

Jafar Panahi fährt als Taxifahrer durch Teheran. Auf der Fahrt steigen unterschiedlichste Fahrgäste ein und aus, sprechen miteinander, werden von Panahi in Gespräche verwickelt. Der dritte Film, den der Iraner Jafar Panahi realisierte, seit er 2010 zu sechs Jahren Haft und 20 Jahren Drehverbot verurteilt wurde, ist ein verrückter Mix aus Doku und Fiktion, in dem neben Profis auch Laien aus Panahis Freundes- und Familienkreis mitwirken und sich selber spielen. So etwa die Anwältin und Menschenrechtsaktivistin Nasrin Sotude, die zu Angehörigen einer Gefangenen fährt, deren Verbrechen darin besteht, dass sie als Frau ein Volleyballspiel von Männern sehen wollte. Sotude, die wie Panahi mit Berufsverbot und Hausarrest belegt ist, sagte in einem Interview auf die Frage, ob es nicht gefährlich gewesen sei, trotz Verbots im Film mitzuwirken: «Das Verbot ist mir egal. Jafar hat das Recht, Filme zu drehen.» An einer anderen Stelle des Films steigt Panahis Nichte Hana Saeidi (10) ins Taxi und führt in einer umwerfenden Szene den von ihrer Lehrerin an der Kunstschule definierten Unterschied zwischen «zeigbaren» und «unzeigbaren» Filmen vor. Hana Saeidi konnte zusammen mit ihrer Tante zur Weltpremiere von «Taxi Teheran» an die diesjährige Berlinale reisen, wo der Film den Goldenen Bären gewann. «Es war nicht in erster Linie Panahis grosser Mut, der in Berlin mit dem Hauptpreis belohnt wurde – es wäre unfair, die (…) Entscheidung der Jury (…) als eine politische anzusehen. Denn es ist eindeutig eine, die sich am künstlerischen Wert eines Films orientiert, der mit viel Menschlichkeit und Humor einen Querschnitt der iranischen Gesellschaft zeigt. (…) ‹Taxi› ist ein virtuoses Kabinettstückchen, (…) bei dem immer wieder im Bild der drei im Fahrzeug montierten Kameras (…) zu sehen ist: der schmunzelnde, gutgelaunte Regisseur selbst, der nicht mit vordergründig anklagendem Habitus zu Werke geht oder frustriert und selbstmitleidig sein Los beklagt, sondern einfach das macht, was er nicht darf: einen hervorragenden Film drehen, der messerscharf die Zustände in einem Unrechtsstaat seziert.» Susanne Ostwald, NZZ