Durak

RUS 2014, 116 min, DCP, O/d-f
Regie: Yury Bykov
Darst.: Nina Antyukhova, Sergey Artsbashev, Pyotr Barancheev, Nikolay Bendera, Ivan Bred, Nikolay Butenin, Artyom Bystrov, Ilya Isaev u.a.

In einer trostlosen Mietskaserne am Rand einer russischen Provinzstadt sind Wasserleitungen geborsten. Der Sanitärmonteur Nikitin wird aufgeboten, den Schaden zu beheben. Am Ort des Geschehens angekommen, ist er schockiert, denn das Gebäude ist total überbelegt und wird grösstenteils von Alkoholikern und Drogensüchtigen bewohnt; es herrscht eine Atmosphäre von Gewalt und Chaos. Doch noch viel schockierter ist der junge Mann, als er in der Mauer einen Riss entdeckt, der sich vom Fundament bis unter das Dach erstreckt. Für Nikitin, der gerade daran ist, sich zum Ingenieur weiterzubilden, ist klar: Das Gebäude wird nächstens einstürzen, man muss es so schnell wie möglich evakuieren. Nikitin setzt alle Hebel zur Abwendung der drohenden Katastrophe in Bewegung und eilt zur Bürgermeisterin, die gerade eine rauschende Geburtstagsparty in einem luxuriösen Club feiert. Der russische Regisseur und Drehbuchautor Yury Bykov lässt in seinem dritten Langspielfilm – in Locarno 2014 mit dem Silbernen Leoparden ausgezeichnet und vom Publikum mit einer Standing Ovation gefeiert – die ganze Geschichte in meisterlicher Verknappung während einer einzigen winterlichen Nacht stattfinden. Mit der dunklen und kühl wirkenden Lichtgestaltung schafft er das perfekte Setting für eine Erzählung voller Intrigen und korrupter Machenschaften – und landet bei der Darstellung einer monströsen Bürokratie einen Volltreffer. Bis ins kleinste Detail sind die Beweggründe der einzelnen Figuren durchdacht – und seien sie noch so amoralisch und grausam: Nachvollziehbar sind sie in diesem System, in dem ausser dem Protagonisten niemand Zivilcourage und Mitgefühl beweist. Ein beeindruckender Film. «Yury Bykov entwirft eine bitterböse Parabel auf die russische Gesellschaft. Mit breitem, finsterem Strich zeichnet er ein Land, in dem jeder nur an sich denkt – ein Idiot, wie die Übersetzung des Filmtitels heisst, wer es nicht so hält. Ein brisanter Film, bitter in seinem Blick auf eine korrupte Politik und packend inszeniert.» Andreas Stock, St.Galler Tagblatt