Black Coal, Thin Ice

VRC 2014, 106 min, DCP, O/d-f
Regie: Yinan Diao
Darst.: Fan Liao, Lun Mei Gwei, Xuebing Wang, Jingchun Wang, Alei Yu u.a.

Ein Arbeiter einer nordchinesischen Kohlemine wird ermordet, doch seine verstümmelte Leiche wird erst einige Zeit später in mehreren Hundert Kilometern Entfernung aufgefunden. Die ermittelnden Behörden verfolgen die Spuren mehrerer Verdächtiger. Beim Versuch, einen von ihnen festzunehmen, kommen im Verlauf einer wilden Schiesserei zwei Polizeibeamte zu Tode; ein dritter, Zhang Zili, wird schwer verletzt. Er wird daraufhin gezwungen, den Fall abzugeben und quittiert schliesslich verbittert den Polizeidienst. Fünf Jahre später, als er bereits seit längerem ein kümmerliches Leben als Nachtwächter in einer Fabrik fristet, ereignet sich in seiner Umgebung ein Mord, der jenem von damals an dem Minenarbeiter in fataler Weise ähnelt. Zhang beginnt auf eigene Faust zu ermitteln und entdeckt, dass alle Opfer in Beziehung zu einer jungen Wäscherin standen. Der dritte Spielfilm des 1969 in Xi’an geborenen Diao Yinan ist ein fulminanter Thriller in ungewohnter Umgebung. Er gewann vor Jahresfrist an der Berlinale 2014 als bester Film den Goldenen Bären, Liao Fan erhielt für seine Darstellung des desillusionierten Zhang Zili den Silbernen Bären als bester Schauspieler. «Ermittler verliebt sich in sein Zielobjekt (…) – ein Detektiv auf Abwegen und eine Femme fatale, in deren maskenhaft-schönem Gesicht keine Spur von Schuld und Sühne zu entdecken ist. (…) Und es gibt immer neue Morde, auch welche, die mit scharfen Eiskufen verübt werden, die in dieser Gegend jeder Zweite über den Schultern trägt. So verbinden sich sozialer Realismus und Melodram zum fast klassischen Film noir aus China, einem aufregenden (…) Licht-Schatten-Spiel, das auch vom moralischen Zwielicht handelt. Dies ist also das leider zu seltene Beispiel eines Films, in dem Form und Inhalt einander ganz entsprechen. Eine moderne Spielart des Detektiv-Genres, spannend bis zum Schluss und so poetisch wie ein Klassiker der französischen ‹Série noire›.» Rüdiger Suchsland, artechock