Timbuktu

F/MTN 2014, 97 min, DCP, O/d-f
Regie: Abderrahmane Sissako
Darst.: Ibrahim Ahmed, Toulou Kiki, Abel Jafri, Fatoumata Diawara, Hichem Yacoubi, Kettly Noël, Mehdi A.G. Mohamed, Layla Walet Mohamed u.a.

Als im April 2012 islamistische Extremisten die im Norden Malis gelegene Stadt Timbuktu einnahmen, richteten sie schwerste Verwüstungen an. Sie zerstörten an dem von Mythen umwobenen Ort unersetzliche Kulturgüter und zwangen die auf ihr Fussballteam und eine musikalische Tradition stolzen Bewohner unter die Knute der Scharia. Der 1961 in Mauretanien geborene, heute meist in Mali lebende Regisseur Abderrahmane Sissako, der uns mit so meisterlichen Filmen wie «Bamako» oder «La vie sur terre» beglückte, erzählt in «Timbuktu» eine Handvoll locker miteinander verbundener Geschichten aus dieser finsteren, fast ein Jahr dauernden Zeit der Besatzung im Norden seiner Wahlheimat: Geschichten über eine Fischverkäuferin, die sich weigert, die ihr aufgezwungenen Handschuhe zu tragen; über Jugendliche, die des illegalen Fussballspiels, und Freunde, die wegen häuslichen Musizierens angeklagt werden; über eine junge Frau, die gewaltsam in eine arrangierte Ehe gezwungen wird; zwei unverheiratete Liebende, die gesteinigt werden. Vor allem aber zeigt Sissako in seinem Film – den er aus Sicherheitsgründen nicht in Timbuktu, sondern im mauretanischen Oualata drehte – eines: wie ein Volk gegen seine Despoten aufbegehrt. Etwa, indem junge Leute ohne Ball Fussball spielen – in einer der hinreissendsten Szenen dieses Films, der eine wütende und ergreifende Anklage gegen den islamistischen Terror ist. «Man spricht viel von Fanatismus und Barbarei, wenn es um einige Geiseln geht, aber kaum, wenn es Zehntausende sind wie damals 2012 in Timbuktu. (…) Aber ich habe in dieser Stadt, die immer auch ein Ort der Toleranz gewesen ist, gelernt, was Mut heisst. (…) Etwa der Mut jener Frauen, die in der Zeit der Besetzung durch die Extremisten stets auch unter ihrem aufgezwungenen Schleier ihre Würde bewahrt haben. Auch davon handelt ‹Timbuktu›.» Abderrahmane Sissako in einem Interview mit der Zeitschrift «Jeune Afrique»